Der Ausgestoßene: Karl Nauwerck

Das Leben von Karl Nauwerck hatte einen schlechten Start: Karl wurde als uneheliches Kind geboren. Seine Eltern waren nicht verheiratet und somit nicht offiziell miteinander verbunden. Karls Mutter war die Tochter eines Handwerkers. Sein Vater kam aus einer angesehenen Familie, arbeitete als Jurist und Regierungsbeamter, schrieb politische Artikel und Gedichte und zeichnete unter anderem für Johann Wolfgang von Goethe. Es ist nicht klar, ob Karl seinen Vater während seiner Kindheit und Jugend überhaupt kannte. Vater und Sohn trugen aber den gleichen Namen: Beide hießen Ludwig Gottlieb Carl Nauwerck. Der Vater nannte sich Ludwig Nauwerck, der Sohn Karl. Als Erwachsener hatte Karl wohl ein gutes Verhältnis zu seinem Vater.

Karl wuchs bei seinem Großvater auf. Der war Maurer. Karl schlug aber einen anderen Karriereweg ein: Nach der Schule studierte er Theologie. Danach arbeitete er für ein paar Jahre als Privatlehrer und wurde schließlich im April 1836, mit 26 Jahren, Dozent an der Berliner Universität. Er lehrte Arabisch und Geschichte der Philosophie.

Karl schrieb und veröffentlichte auch Texte über Politik und Geschichte. Er übte Kritik am preußischen Staat und setzte sich für benachteiligte Menschen ein. Er wollte die Gesellschaft gerechter und die Menschen gleichberechtigter machen. Er schrieb zum Beispiel: „Der Staat ist ein nothwendiges Übel, der Fürst ein überflüssiges.“ Karl sah nicht ein, wieso Menschen nur wegen ihrer Geburt in eine bestimmte Familie ein Leben lang Vorteile oder Nachteile haben sollten. Vielleicht dachte er dabei auch an seine eigene Lebensgeschichte. Dem König von Preußen gefiel das gar nicht. Er setzte sich persönlich dafür ein, dass Karl seine Stellung an der Universität 1844 verlor.

Nun hatte Karl umso mehr Zeit für seine politischen Ideen. 1847 wurde er zum Berliner Stadtverordneten gewählt. Im folgenden Jahr wurde er von gleich zwei Berliner Bezirken in die Nationalversammlung in Frankfurt entsandt. Karl hatte jetzt die Möglichkeit, seine Überzeugungen in echte politische Entscheidungen umzuwandeln. Diese Chance wollte er nutzen: Er verpasste keine einzige Sitzung des Parlaments. Als es 1849 aufgelöst wurde, floh er in die Schweiz. Karl war nicht dabei, als er 1851 für seinen Einsatz für die Demokratie in Berlin zum Tode verurteilt wurde. Er blieb für den Rest seines Lebens in der Schweiz und hielt zu anderen Demokraten Kontakt, die ebenfalls geflohen waren. Er lebte zuletzt in ärmlichen Verhältnissen und starb mit 81 Jahren.