Die Feministin: Louise Aston

 

Louise Aston war Feministin, bevor es das Wort überhaupt gab. Ihre radikal-demokratische Haltung allein galt als umstürzlerisch. Vor allem aber war es ihr emanzipiertes Auftreten, das auf Ablehnung traf. Sie war damit ohne Zweifel eine der wichtigsten Vorkämpferinnen der Frauenbewegung.

Und dies hatte zunächst biografische Hintergründe: Schon mit 17 Jahren wurde sie mit einem mehr als doppelt so alten englischen Fabrikanten verheiratet. Der ließ sich 1839 von ihr scheiden, nur drei Jahre darauf heirateten beide erneut, 1844 kam das endgültige Ehe-Aus. Zwei ihrer drei gemeinsamen Töchter waren da bereits gestorben, nur die Zweitgeborene überlebte das Kindesalter.

Wie die Frau in der Ehe quasi zum Besitz des Mannes degradiert und ihrer eigenen Entfaltung beraubt wird, beschrieb sie in ihrem Roman „Aus dem Leben einer Frau“. Louise Aston lebte da bereits in Berlin, wo sie mit ihrer Kleidung und ihrem Auftreten „provozierte“: Entgegen dem herrschenden Rollenbild trug sie Hosen, rauchte in der Öffentlichkeit Zigarre, besuchte Bars und diskutierte im Intellektuellenkreis der Junghegelianer, wo demokratische Ansichten formuliert und gegen den preußischen Obrigkeitsstaat in Stellung gebracht wurden.

Das alles reichte, um sie nach endlosen Denunziationen bei der Polizei und sexistischen Anfeindungen als „Mannsweib“ aus Berlin auszuweisen: als „staatsgefährliche Person“! Ihre erotischen Gedichte, das unverheiratete Zusammenleben mit einem Schriftsteller, der die offene Liebe propagierte, und ihre Ablehnung jeder Form von organisierter Religiosität kamen noch hinzu.

Louise Aston gab aber nicht Kleinbei, sondern ging an die Öffentlichkeit: Ihre Streitschrift „Meine Emanzipation, Verweisung und Rechtfertigung“ machte sie endgültig zu einer der bedeutendsten Vorkämpferinnen für die Rechte der Frauen und offenbarte ihre zutiefst demokratische Haltung. Sie forderte die rechtliche Gleichstellung mit den Männern, trat für das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit, Meinungs- und Redefreiheit ein.

1848 kehrte sie nach Berlin zurück, beteiligte sich an den Aufständen in Berlin und in Schleswig-Holstein – und wurde im Dezember desselben Jahres erneut aus Berlin ausgewiesen. Mit ihrem späteren zweiten Ehemann, den sie in Schleswig-Holstein kennengelernt hatte, begann schließlich eine jahrzehntelange Wanderschaft durch Europa (unter anderem die Krim, Ungarn und Österreich), bevor sie verarmt und weitgehend vergessen in Süddeutschland starb. Der Obrigkeitsstaat hatte sich an ihr gerächt, doch ihre Ideen und ihr unermüdlicher Einsatz überlebten als bleibendes Vermächtnis bis heute.