Die Zeitungsmacherin: Louise Otto

Im Jahr 1819 als Mädchen geboren zu werden bedeutete, dass an eine umfassende oder sogar höhere Bildung nicht zu denken war. Auch Louise Otto, die am 26. März in den Haushalt einer durchaus liberal-aufgeklärte Familie aus dem Bürgertum hineingeboren wurde, musste dies erkennen. Ziel war auch für Louise eine standesgemäße Ehe und die Gründung einer Familie. Bereits mit 16 Jahren wurde sie Vollwaise und auch eine Verlobung im Jahr 1841 endete mit dem Tod des Verlobten. Diese Lebensumstände waren es, die in Louise die Erkenntnis hervorriefen, ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen zu wollen.

Die Armut der Arbeiterinnen und Arbeiter und die politisch repressive Stimmung der frühen 1840er Jahre führten dazu, dass Louise anfing, sich politisch einzumischen. Dies tat sie vor allem mit dem geschriebenen Wort. Sie schrieb Gedichte, Romane und Zeitungsartikel, die Louise teilweise unter einem männlichen Pseudonym veröffentlichen musste. In dieser Zeit erkannte sie immer deutlicher, dass die gesellschaftliche Rolle von Frauen sie von einer politischen Beteiligung abhielten. Besonders bekannt wurde Louise 1848, als sie sich mit der „Adresse eines deutschen Mädchens“ an den sächsischen Minister Oberländer ins Gespräch brachte und eine Lanze für die Rechte von Frauen brach. 1849 sprach sie sich in der Zeitschrift „Sociale Reform“ als vermutlich erste Frau öffentlich für das Frauenwahlrecht aus und wies darauf hin, dass alle Frauen vom Wahlrecht – auch für die Paulskirche – ausgeschlossen waren. Um in den revolutionären Umbruchzeiten die Stimme von Frauen hörbar zu machen, gründete Louise die Frauen-Zeitung, die zwischen 1849 und 1853 erschien. Die Frauen-Zeitung trug den Untertitel: Dem Reich der Freiheit werb ich Bürgerinnen und setzte sich mit aktuellen Themen auseinander, brachte Berichte über Frauen aus anderen europäischen Ländern und berichtete über Vereinsgründungen. Louise unterstützte aber auch durch Vereinsgründungen, durch die Organisation der Parlamentswahlen und durch direkte Hilfe für verfolgte Revolutionäre die Aufstände. Dadurch geriet sie immer stärker unter Beobachtung, ihr Haushalt wurde durchsucht und sie musste sich Verhören unterziehen.

1858 heiratete Louise den Revolutionär August Peters und zog mit ihm nach Leipzig, wo Peters allerdings bereits 1864 an den Folgen der jahrelangen Haft verstarb. 1865 gründete Louise Otto-Peters mit Mitstreiterinnen den Leipziger Frauenbildungsverein, der eine gesamtdeutsche Frauenkonferenz einberief, auf der der Allgemeinen Deutschen Frauenverein (ADF) ins Leben gerufen wurde. Dies gilt als die Gründungsstunde der bürgerlichen Frauenbewegung. 1895 starb sie hochverehrt in Leipzig.