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Revolution 1848

Bibliothek der deutschen Reichsversammlung in der Deutschen Nationalbibliothek

Um kluge politische Entscheidungen zu treffen, ist der Blick in Bücher unentbehrlich. Das wussten schon die Abgeordneten der ersten gesamtdeutschen Nationalversammlung, die ab Mai 1848 in der Frankfurter Paulskirche tagten. Eine Parlamentsbibliothek sollte die Arbeit der Parlamentarier unterstützen. Nach der Auflösung der Nationalversammlung wurde die Bibliothek 1853/1855 an das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg übergeben. Im Jahr 1938 ging sie in den Besitz der Deutschen Bücherei in Leipzig über (heute Deutsche Nationalbibliothek Leipzig). Dort kann sie als Teil der Bibliothekssammlung eingesehen werden.

Die Bibliothek der Nationalversammlung wurde als Handbibliothek angelegt. Abgeordnete konnten also im Lesesaal die Bücher selbst entnehmen. 4.600 Werke standen den Parlamentariern zur Verfügung. Sie wurden von Personen aus dem deutschen Buchhandel gestiftet. Der Buchhandel drückte damit auch seine Unterstützung für ein gesamtdeutsches Parlament aus. Eine mit Bücherschenkungen verbundene Solidarität kam auch aus dem Ausland. Belgien schickte vier Werke zum belgischen Parlamentarismus und bekannte seine Anerkennung des gesamtdeutschen Parlaments. Vor allem kleine Verleger beteiligten sich nur selten am Aufbau der Parlamentsbibliothek. Teile zweifelten am Erfolg der Nationalversammlung.

Es wurde beschlossen, die Bibliothek auszuweiten und zu einer Nationalbibliothek auszubauen, welche alle deutschsprachigen Werke umfassen sollte. Dieses Ziel verfolgt auch heute noch die Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig, welche die Bibliothek der Nationalversammlung verwahrt. Heute wissen wir aber auch, dass diese Bibliothek nicht sonderlich oft von den Abgeordneten der Nationalversammlung genutzt wurde. Dies lag vor allem daran, dass die Ausschüsse einen eigenen Etat für die Anschaffung von benötigter Literatur besaßen. Solche Werke wurden den Akten der Ausschüsse zugeordnet und nicht an die Bibliothek überführt. Der heute noch weltberühmte Sinologe Johann Heinrich Plath (1802–1874), der ab Oktober 1848 die Handbibliothek leitete, muss daher viele einsame Stunden im Lesesaal verbracht haben.

Trotz des hohen Alters der Bücher können die in der Handbibliothek zusammengeführten Werke noch heute in der Deutschen Nationalbibliothek eingesehen werden.