Kiscelli-Museum Budapest

Am 15. März pilgerten Anhänger der Unabhängigkeit zur Pester Filiale der Buchdruckerfamilie Landerer. Viele Mitarbeiter:innen des Unternehmens standen der Revolution nah. Einige Tausend Studenten, Handwerker:innen und Bürger:innen nahmen am Tag des Beginns der Revolution symbolisch die Druckmaschine in Besitz. Der Akt sollte die Aufhebung der Zensur symbolisieren. Öffentlichkeitswirksam waren die ersten frei gedruckten Texte: die Zwölf Punkte-Forderungen der ungarischen Revolutionär:innen und Sándor Petőfis (1823–1849) „Nationallied“, die Hymne der Revolution im Königreich Ungarn. Der Revolutionsführer Lajos Kossuth (1802–1894) veranlasste später den Druck der Banknoten des „Revolutionsgeldes“ in Landerers Druckerei. Am 11. August 1849 wurde die Revolution endgültig niedergeschlagen und mit dem Scheitern auch die Druckerei erstmals geschlossen. Angestellte der Druckerei, die gleichzeitig Sympathisant:innen der Unabhängigkeit Ungarns von der Habsburgermonarchie waren, kamen vor Gericht. Ludwig Landerer (1800–1854), der Inhaber des Betriebes, versteckte sich vor den Behörden. Fünf Jahre später starb er auf einem Landgut.

Heute ist die Druckmaschine, die von den Revolutionär:innen in Szene gesetzt wurde, im Kiscelli-Museum Budapest ausgestellt. Museumsgäste können hier die 12 Punkte-Forderungen sowie das Nationallied in der originalen Fassung selbst ausdrucken. Das Gebäude der einstigen Druckerei steht übrigens noch.  Es heißt heute Horváth-Haus 3 und befindet sich in der Kossuth-Lajos-Straße. Das Gebäude wurde vom Dichter Sándor Petőfi am 15. März 1848 als “Haus der freien Presse” bezeichnet.