Erinnerungsplakette für François Guizot

Über Belgien kam François Guizot (1784–1874), dessen Vater während der Französischen Revolution unter der Guillotine starb, nach London. Hier traf er seine Kinder wieder, die ebenfalls aufgrund des erneuten Ausbruchs der Revolution Frankreich verlassen mussten. Auch seine 87 Jahre alte Mutter ging ins Londoner Exil, um hier mit dem Rest der Familie zu leben.

Von März 1848 bis Juli 1849 wurde das Haus in Kensington Guizots britisches Zuhause. Allgemein wurde London im Zuge der Revolution ein wichtiger Zufluchtsort für Freund:innen der Demokratie und für Aristokrat:innen und Staatsmänner, die durch die Revolution ihre Länder verlassen mussten.

Obwohl dem allgemeinen Wahlrecht kritisch gegenüber eingestellt, verfasste er hier im April 1849 ein Wahlmanifest, mit dem er sich in die Herzen der Bürger:innen Frankreichs zurückspielen wollte. Guizot scheiterte, konnte dennoch wieder nach Paris zurückkehren und dort die Politik eines neuen Konservativismus mitprägen. In linken Kreisen wurde er zum Symbol der Konterrevolution. Als auch in London das Kommunistische Manifest publik wurde, fällt sein Name direkt im zweiten Satz:

„Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet, der Papst und der Czar, Metternich und Guizot, französische Radikale und deutsche Polizisten.“

Blaue Gedenkplaketten erinnern in London an bedeutende Persönlichkeiten, die einen „wichtigen, positiven Beitrag“ geleistet haben, „außerordentlich und herausragend“ waren und nationale Anerkennung verdienen. Sie werden von der staatlichen Denkmalschutzorganisation English Heritage auf Basis einer Nominierung aus der Bevölkerung vergeben. Warum gerade Guizot eine solche Ehrung erfährt, ist nicht rekonstruierbar.