Frankfurter Paulskirche

Schon vor 1848 war Frankfurt am Main eine Stadt von großer wirtschaftlicher wie politischer Bedeutung. Seit dem 15. Jahrhundert wurden hier die römisch-deutschen Kaiser gewählt und viele von ihnen ließen sich hier auch krönen. Im späteren Deutschen Bund, dessen Mitgliedsstaaten vor allem Monarchien waren, konnte sich Frankfurt als Freie Stadt behaupten. Hier tagten ab 1816 die Gesandten der deutschen Fürsten am Bundestag zu Frankfurt. Als 1848 nach einem Versammlungsort für ein erstes gesamtdeutsches Parlament gesucht wurde, bot sich Frankfurt durch seine zentrale Lage und politische Tradition an.

Die Paulskirche war jedoch alles andere als altehrwürdig. Erst 1833 war sie als überaus moderner Kirchenbau errichtet worden. Der weite und runde Innenraum der Paulskirche eignete sich dabei nicht nur zum Gottesdienst, sondern 1848 auch zur parlamentarischen Nutzung. Dazu wurde der Altar verhüllt und die Orgel der Kirche mit Philipp Veits (1793–1877) Monumentalbild der Germania verkleidet. Am 18. Mai 1848 war es dann so weit. Die ca. 600 freigewählten Mitglieder der Nationalversammlung traten erstmals in der Paulskirche zusammen und konstituierten das erste gesamtdeutsche Parlament. Bis 1849 tagten sie hier und rangen um eine Ordnung, welche ein zukünftiger deutscher Nationalstaat haben sollte. Am Ende stand ein Verfassungstext, der über einen umfassenden Katalog an Grund- und Bürgerrechten verfügte. Trotz dieses parlamentarischen Erfolges kam es nicht mehr zur Verwirklichung der Verfassung. Die deutschen Fürsten stellten sich gegen den Vorschlag der Frankfurter Nationalversammlung, was zu Unruhen in der Bevölkerung und letztlich zur Auflösung der Nationalversammlung führte.

Die Paulskirche blieb aber auch nach 1849 ein wichtiger Gedenkort der deutschen Demokratiegeschichte. Nach dem Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg stark beschädigten Kirche wurde diese Tradition seit 1948 fortgesetzt. Beim Wiederaufbau wurden jedoch entscheidende Veränderungen vorgenommen. So wurde die sogenannte Damenloge, die sich einst oberhalb des Saals befand, entfernt. Sie zeugte davon, dass Frauen nicht in die Nationalversammlung gewählt werden konnten und lediglich die Rolle von Zuschauerinnen einnahmen.

Seit den späten 1980er Jahren erzählt eine vom Frankfurter Institut für Stadtgeschichte ausgearbeitete Ausstellung die Geschichte des Ortes. Wichtige Preise wie der Friedenspreis des Frankfurter Buchhandels werden aufgrund der Historie des Gebäudes in der Paulskirche verliehen. Aktuell arbeitet eine berufene Kommission daran, die Geschichten, welche von der Paulskirche erzählt werden, mit gegenwärtigen Fragen und Herausforderungen zu verbinden. Sie soll ein Ort der lebendigen Zivilgesellschaft werden, an denen Bürger:innen über Demokratie nachdenken und streiten können.