Zeltenplatz im Berliner Tiergarten

Seit Ende Februar 1848 drangen Nachrichten von den revolutionären Ereignissen in Paris auch nach Berlin durch. „In den Zelten“ im Tiergarten, einem traditionellen Versammlungsort der Berliner:innen, fanden sich am 6. März Studenten zusammen und beschlossen, eine Petition an den König auszuarbeiten, die sie am nächsten Tag einer weiteren Versammlung zur Beratung vorlegten. Zu dieser Versammlung erschienen bereits mehr als 600 Personen, darunter Handwerker:innen, Kaufleute, Künstler:innen und Gelehrte und einigten sich auf eine Botschaft an den König.

In einer weiteren Zelten-Versammlung diskutierten bereits am 9. März mehrere tausend Menschen über die Weiterleitung dieser Adresse an den König, deren Übergabe letztlich aber am Einspruch einer Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung scheiterte. Inzwischen hatten Arbeiter:innen eine eigene Botschaft an den König in Umlauf gebracht, in der sie die Bildung eines Arbeiterministeriums forderten, das ihre Lebensbedingungen verbessern sollte. Diese Forderung bezog sich offensichtlich auf eine ähnliche Institution, die im Verlauf der Pariser Februarevolution gebildet worden war und das „Recht auf Arbeit“ verwirklichen sollte. Als es am 13. März, im Anschluss an eine weitere Versammlung, zu ersten Zusammenstößen zwischen Militär und Bevölkerung kam, kündigte der preußische König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) einen Tag später gegenüber dem Berliner Magistrat die Einberufung des Vereinigten Landtages an.

Heute erinnert nichts mehr im Berliner Tiergarten an den berühmten Versammlungsort, an welchem die Berliner Märzrevolution mit einer demokratischen Petitionsarbeit ihren Ausgang nahm. Die wohl wichtigste Markierung im Stadtraum ist eine Gedenktafel für die unweit des Versammlungsortes lebende Intellektuelle Bettina von Arnim (1785-1859). Hier betrieb sie auch ihren literarischen Salon, der zu einem der kulturellen Mittelpunkte Berlins während und nach der Revolution wurde.