Revolution im Schnelldurchlauf
Das Hambacher Fest am 27. Mai 1832. Gemälde, vermutlich 1948, von Hans Mocznay (1906-1996). Berlin, Deutsches Historisches Museum.
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich Ende Februar 1848 in Europa die Nachricht über eine erneute Revolution in Frankreich. Bereits im Vormärz kamen Kritiker wie auf dem oben abgebildeten Hambacher Fest (1832) aus ganz Europa zusammen. Sie formulierten gemeinsame Ziele und dachten Europa neu. In Paris gingen am 12. und 13. Februar Studierende und Arbeiter:innen auf die Straßen, um für ein allgemeines Wahlrecht zu kämpfen. Am 24. Februar dankte der als Bürgerkönig bekannte Louis Philippe ab. Das Ende seiner Herrschaft motivierte Demokrat:innen in ganz Europa, in ihren Ländern aufzubegehren.
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Der folgende Abriss revolutionärer Erhebungen in Europa 1848/49 zeigt, wie sich der Kampf um Demokratie zu einem Flächenbrand entwickelt hatte und wie einzelne Aufstände länder- und regionalübergreifend aufeinander Bezug nahmen. Der Auftakt fand im Januar 1848 in Palermo statt, wobei schon im November 1847 der Sonderbundskrieg in der Schweiz ausbrach. In Europa fand das Aufbegehren für Demokratie und Selbstbestimmung mit dem Scheitern der Römischen Republik im Juli 1849 und mit der endgültigen Niederschlagung des Aufstands in Ungarn im August 1849 sein Ende. Mit der Auflösung der gesamtdeutschen Nationalversammlung im Juni 1849 in Stuttgart und der Kapitulation der Festung Rastatt endete im Deutschen Bund die Revolution.
Die erste Phase (März 1848) der Revolutionsjahre erfasste die Machtzentren der europäischen Großreiche. Der Aufstand in Paris befeuerte Proteste in München, Wien und Berlin. In der zweiten Phase (Mitte bis Ende 1848) weitete sich die Revolution auf weitere Landesteile und Regionen aus. Aufstände fanden nun im Habsburger Großreich auch in Italien, im heutigen Ungarn und in Tschechien statt. Proteste erstreckten sich mit Protesten in der Walachei bis an die östliche Grenze Europas nahe der heutigen Türkei. Aus den Machtzentren der europäischen Großreiche kam es nun immer wieder auch zu Versuchen, einem Flächenbrand entgegenzuwirken. In Wien wurden im Oktober militärische Kräfte mobilisiert, um die Revolution im benachbarten Ungarn, dass unter Habsburger Kontrolle stand, niederzuschlagen. Engagierte Bürger:innen stellten sich in Wien der Mobilisierung entgegen. Die dritte Phase (Mai bis August 1849) hatte zum Ziel, die Errungenschaften der Revolution zu sichern. Befehlsverweigerungen von Soldaten, die der alten Obrigkeit nicht mehr folgen wollten, sowie bewaffnete Aufstände waren die Antwort auf die Ablehnung der von der Nationalversammlung Ende März 1849 verabschiedeten Reichsverfassung. Bis August 1849 erobern die alten Machthaber ihre Positionen durch Militäreinsatz zurück, die Gewährung einiger Grundrechte mussten sie jedoch künftig einräumen.
Die Via Macqueda in Palermo am 12. Januar 1848. Erste Zusammenstöße zwischen Revolutionär:innen und Burbonischen Truppen. Bildrechte: AGK-Images.
Der sizilianische Unabhängigkeitskampf
12. Januar 1848 - 15. Mai 1849
Der 12. Januar 1848 markiert den Beginn der europäischen Revolution von 1848/49. Auf den Straßen Palermos kämpften Revolutionär:innen für die Unabhängigkeit Siziliens und für die Enteignung der Großgrundbesitzer. Sizilien gehörte nicht wie heute zu einem italienischen Staatsgebilde oder Königreich, sondern war Teil des einflussreichen französischen Königshauses Bourbon. Seit 1816 wurde es im Gebilde "Königreich beider Sizilien" von Neapel aus regiert. Bereits nach zwei Wochen brachten die Aufständischen die Insel unter ihre Kontrolle. Die einstigen Herrscher konnten lediglich die Festung Messina halten.
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Sizilien wurde durch die Revolution eine demokratische, unabhängige Republik mit einem repräsentativen Parlament, an dessen Spitze ein Präsident und kein König stand. Der Erfolg dieser Revolution löste eine Kettenreaktion aus. In anderen Teilen Italiens waren die Herrschenden nun zu Zugeständnissen bereit. Die Republik Sizilien bestand 16 Monate. Danach wurden die alten Verhältnisse gewaltsam wiederhergestellt. Die nationale Einheit Italiens blieb das oberste Ziel einiger sizilianischer Revolutionär:innen. Sizilien sollte dabei eine gewisse Autonomie zustehen.
Du möchtest mehr erfahren? Bernd Rill stellt in seinem Beitrag „Die Revolution in Sizilien 1848/49 – Ein Vergleich auf europäischer Ebene", im vom Heiner Timmermann herausgegebenen Sammelband 1848. Revolution in Europa, Seite 247 bis 264, erschienen bei Duncker & Humblot 1999, die Erhebung in den europäischen Kontext.
Alphonse de Lamartine (Bildmitte, mit erhobenem Arm) verwehrt am 25. Februar 1848 Sozialrevolutionären mit der roten Fahne das Eindringen ins Hôtel de Ville. Ölgemälde von Henri Felix Emmanuel Philippoteaux.
Februarrevolution in Paris
22. - 25. Februar 1848
Die sich im Zuge der Industrialisierung aufdrängende soziale Frage und die Verweigerung, dem aufstrebenden Bürgertum mehr Mitbestimmungsrechte einzuräumen, entfremdete die Menschen der französischen Hauptstadt vom König. Am 22. Februar 1848 ging die bürgerliche Bankett Bewegung auf die Straßen, um für das allgemeine Wahlrecht zu demonstrieren. Sie hatte sich bereits im Winter 1847 formiert und engagierte sich in ironischer Art und Weise gegen das in Frankreich vorherrschende Verbot von unliebsamen Vereinen und Versammlungen.
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Am Folgetag schlossen sich weitere Bevölkerungsgruppen, darunter Arbeiter:innen, den Protesten an. Als eine große Anzahl Demonstrierender in der Nacht zum 24. Februar das Außenministerium erreichte, ließ der amtierende Minister Francois Guizot auf die Menschenmenge schießen. Mehr als 40 Arbeiter:innen kamen ums Leben. Aus den zunächst vereinzelten Protesten wurde bei Tagesanbruch ein Flächenbrand. In den proletarischen Vorstädten fand das Aufbegehren immer stärker Zuspruch. Der Protest wurde zu einer Revolution. 2000 Barrikaden wurden in Paris errichtet. Am Abend waren fast alle Waffenarsenale und Kasernen in der Hand der Protestierenden. König Louis Philippe wurde gezwungen abzudanken und floh nach England. Am 25. Februar wurde die dritte Republik ausgerufen. Die neue Regierung richtete ein ‚Ministerium der Arbeit’ ein. Es wurde von einem sozialistischen Arbeiter geführt wurde und beflügelte schon bald die soziale Protestbewegung in ganz Europa.
Du möchtest mehr erfahren? Dann schaue Dir das Video zur Februarrevolution von EinfachSchule auf YouTube an. Einen Überblick über die Ursprünge, den Verlauf und die Folgewirkungen der Februarrevolution bietet Mike Rapport im Kapitel „Ein Wald von Bajonetten“ in seinem Buch 1848. Revolution in Europa, 2011 in der deutschen Übersetzung im Konrad Theiss Verlag erschienen.
Lola Montez, Flucht 1848 / Illustr.Chron - - Lola Montez, Fuite 1848 / Chronique illustrée
Der Rücktritt des bayrischen Königs im März
03. - 06. März 1848
Mitte der 1840er Jahre führten im Königreich Bayern Missernten und Interessenkonflikte zwischen der Bürgerschaft und dem herrschenden Adel zur Verschärfung bereits bestehender gesellschaftlicher Konflikte. Die Verleihung der bayrischen Staatsbürgerschaft an die irische Tänzerin Lola Montez, die Geliebte von König Ludwig I., führte am 1. März 1848 zum Rücktritt seines Kabinetts und erhöhte den Druck auf den herrschenden Adel.
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Am 3. März übergaben liberale Aktivist:innen im Münchner Rathaus eine Petition mit Märzforderungen. Am darauffolgenden Tag erstürmten Protestierende das Zeughaus und bewaffneten sich. Teils zur Einschüchterung, teils zur Beruhigung der Lage, ließ der Bruder des Königs, der als Generalfeldmarshall die bayrische Armee anführte, Soldaten aufmarschieren. König Ludwig I. sah sich dennoch gezwungen, am 6. März den Forderungen der Bürger:innen nachzukommen, eine Ständeversammlung einzuberufen und Reformen in die Wege zu leiten. Am 19. März trat der bayrische Monarch zu Gunsten seines Sohnes Maximilian ab. Lola Montez emigrierte in die USA, wo sie erst als Schauspielerin, später als Autorin arbeitete.
Ihr wollt mehr wissen? Dann hört Euch die Radiosendung "1848 – Die Revolution die keine war“, 2008 auf Bayern 2 ausgestrahlt, in der Mediathek des Bayrischen Rundfunks an. Einen Überblick über den Sturz von König Ludwig I. stellt das Informationsportal des Haus der Bayerischen Geschichte bereit. Einen umfassenderen Einblick liefert Andreas C. Hofmann in seinem Beitrag „Ein Königreich auf dem Weg in die Revolution“, 2013 im Bayernspiegel erschienen.
Defilee der Nationalgarde auf dem Platz Am Hof in Wien. Heeresgeschichtliches Museum Wien, Wien.
Märzrevolution in Wien. Der Sturz von Metternich
13. März 1848
Der Ausbruch der Revolution in Paris im Februar 1848 bestärkte die im Habsburger Reich für Demokratie kämpfenden Kräfte. Am 12. März kamen Studenten in der Aula der Wiener Universität zusammen und formulierten eine Petition mit Forderungen an Kaiser Ferdinand.
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Am Folgetag trafen sich erneut Studierende vor dem Niederösterreichischen Landhaus, um ihren Forderungen durch Demonstrationen Nachdruck zu verleihen. Die rasch anwachsende Menschenmenge in der Herrengasse verunsicherte zunehmend das aufgebotene Militär. Die Armee eröffnete das Feuer auf die unbewaffnete Versammlung. In den von Arbeiter:innen dominierten Vorstädten kam es in Folge zu schweren Ausschreitungen mit Toten auf Seiten der Protestierenden. Noch am Abend musste der scheinbar allmächtige Staatskanzler Metternich zurücktreten. Er floh wie Guizot in Frankreich nach England.
Auch in den darauffolgenden Tagen kam Wien nicht zur Ruhe. Kämpfe flammten in der Stadt immer wieder auf. Es gab Tote auf revolutionärer und reaktionärer Seite. Erst mit der Niederschlagung des Oktoberaufstandes, der bis Anfang November dauerte, konnte die Obrigkeit in ihrem Sinne "Ruhe und Ordnung" herstellen.
An mehr Informationen interessiert? Dann geht in Wien oder digital mit dem Spaziergang der Österreichischen Demokratiestiftung zur Märzrevolution auf Spurensuche. Wissenschaftlich hat Pieter M. Judson in seinem Buch Wien brennt!: Die Revolution von 1848 und ihr liberales Erbe, erschienen bei Böhlau 1998, die Geschehnisse prägnant aufgearbeitet.
Demonstration vor dem Ungarischen Nationalmuseum am 15. März 1848. Sándor Petőfis trägt vor Ort Nemzeti Dal (Nationales Lied) vor.
Aufstände in ungarischen Städten Pest und Buda (Budapest) im März 1848
15. März 1848
Auch in Ungarn, das seit 1686 zur Habsburger Monarchie gehörte, erstarkte in den 1840er Jahren die Unabhängigkeitsbewegung. Ihr Ziel war eine Loslösung vom Habsburger Reich. An der Spitze stand der Politiker, Jurist, Journalist und Schriftsteller Lájos Kossuth, der mit einer Rede im ungarischen Parlament im damaligen Pressburg (heute Bratislava) am 3. März 1848 die Ungarn zur Revolution aufforderte.
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Als in Wien Proteste gegen Metternich und Kaiser Ferdinand aufflammten, kam es auch in Ungarn zu öffentlich wahrnehmbaren Widerstand. Am 15. März fanden in den von der Donau getrennten Städten Pest und Buda (heute Budapest) gewaltlose Massendemonstrationen statt. In der Innenstadt des heutigen Budapest versammelte sich eine Menschenmenge, um dem Dichter Sándor Petőfi zuzuhören. Das obige Bild illustriert die Versammlung vor dem Ungarischen Nationalmuseum.
Gemeinsam zogen die Protestierenden durch die Stadt und verliehen ihren Forderungen nach Pressefreiheit, Freiheit der politischen Gefangenen und nach weitreichenden Autonomierechten Nachdruck. Kossuth mobilisierte für den bewaffneten Kampf, mit dem die Loslösung von der Habsburger Krone erzwungen werden sollte. Kaiser Ferdinand konnte in den Tagen nach Revolutionsausbruch seine Macht erhalten, musste jedoch am 11. April 1848 weitreichende Zugeständnisse an die Revolutionäre machen. Ein aus 170.000 Freiwilligen bestehendes ungarisches Heer kämpfte in den Folgemonaten gegen Truppen der alten Habsburger Monarchie und schließlich auch des zaristischen Russlands. Der ungarische Unabhängigkeitskrieg endete am 2. Oktober 1849 mit der Unterzeichnung einer letzten Kapitulationserklärung.
Einen tieferen Einstieg in die Revolutionsgeschichte Ungarn bietet umfassende Literatur. Aus einer deutschen Perspektive widmen sich renommierte Historiker:innen der Revolution in Ungarn im von Holger Fischer herausgegebenen Sammelband Die Ungarische Revolution von 1848/49. Vergleichende Aspekte der Revolutionen in Ungarn und Deutschland, 1999 im Reinhold Krämer Verlag erschienen.
Straßenkämpfe in Berlin am 18./19. März 1848. Bildrechte: AKG-Images.
Barrikadenkämpfe in Berlin
18. März 1848 - 19. März 1848
Nachdem die Wiener Bevölkerung das reaktionäre System Metternichs am 13. März gestürzt hatte und auch in Berlin der Druck auf die Regierung zusehends gestiegen war, sah sich der preußische König Friedrich Wilhelm IV. genötigt, am Morgen des 18. März in unverbindlichen Worten die politische Zensur aufzuheben und den noch ständischen Vereinigten Landtag vorzeitig einzuberufen.
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Am Vormittag des 18. März 1848 versammelten sich tausende Berliner:innen vor dem Berliner Schloss. Viele von ihnen wollten ihre Freude über die königlichen Zugeständnisse zum Ausdruck bringen. Zugleich wurden vor Ort Forderungen nach Rückzug des anwesenden Militärs laut, das sich zum Schutz des Königs und zur Sicherung der Veranstaltung im und um das Schloss aufhielt. In den Tagen zuvor war es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Einwohner:innen und Soldaten gekommen. Die Situation eskalierte, als Soldaten den Schlossplatz räumten und sich Schüsse lösten.
Spontan errichteten Berliner:innen insgesamt etwa tausend Barrikaden und verteidigten diese gegen das anstürmende preußische Militär. An vielen Orten, an denen Barrikaden aufgebaut wurden, gingen Soldaten mit brutaler Gewalt vor. Die Straßenschlachten waren aufgrund des rücksichtslosen Vorgehens der Soldaten extrem blutig. Selbst Kinder wurden von der Revolutionsnacht nachhaltig geprägt. Auf Seiten der mehreren Tausend Barrikadenkämpfer:innen, die überwiegend aus den ärmeren Schichten stammten, kam es aufgrund der unzureichenden Bewaffnung zu erheblichen Todesfällen, zum Teil auch unbeteiligten Opfern. Heute noch bekannte Schriftsteller wie Theodor Fontane berichteten, wenn auch erst viele Jahre später, über die Geschehnisse. Am Morgen des 19. März befahl der König den Rückzug seiner Truppen. Das Ergebnis der Nacht: knapp 300 gefallene Revolutionär:innen und 600 gefangene Barrikadenkämpfer:innen, die zur Spandauer Festung gebracht wurden.
Die Revolution hatte zunächst gesiegt. Der König musste am 19. März seine Mütze vor den Leichen der gefallenen Barrikadenkämpfer:innen im Schlosshof ziehen. Vom Gendarmenmarkt zogen die Särge bis zum Bestattungsort Friedhof der Märzgefallenen.
Ihr wollt mehr wissen? Dann schaut Euch das Video zur Märzrevolution des Ausstellungs- und Erinnerungsortes Friedhof der Märzgefallenen an. Der Historiker Rüdiger Hachtmann hat in seinem Buch Berlin 1848. Eine Politik- und Gesellschaftsgeschichte der Revolution, 1997 im Dietz Verlag erschienen, die Geschehnisse umfangreich aufgearbeitet.
Ölgemälde von Friedrich Kaiser. Bildrechte: AKG-Images
Der Heckerzug. Erste Phase der Badischen Revolution
13. - 27. April 1848
Im Deutschen Bund blieb die Revolution nicht auf Preußen und Bayern begrenzt. In Baden fand schon am 27. Februar 1848 die Mannheimer Volksversammlung statt. Sie markiert den Beginn der Badischen Revolution. In den Folgewochen wurde das Großherzogtum Baden zu einem zentralen Schauplatz radikaldemokratischer Bestrebungen im Deutschen Bund. Es gilt bis heute als Wiege der Demokratie in Deutschland. Revolutionäre wie Friedrich Hecker und Gustav Struve versuchten zusammen mit anderen Radikaldemokrat:innen im April 1848 die Fürstenherrschaft zu beseitigen und riefen vergeblich, die Republik aus.
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Am 13. April sammelten sich bewaffnete Aufständische (Freischärler genannt) in Konstanz und zogen von dort in Richtung der badischen Hauptstadt Karlsruhe. Nach ersten Erfolgen wurden die Revolutionstruppen in Gefechten mit badischen und hessischen Truppen, die von dem in Österreich militärisch ausgebildeten General Friedrich von Gagern angeführt wurden, bei Kandern geschlagen. Gagern kam bei den Kämpfen ums Leben, Hecker und Struve mussten in die benachbarte Schweiz flüchten.
Trotz der aussichtslosen Situation gab es weitere Aufstände in Freiburg sowie Gefechte auf der Rheinbrücke in Mannheim. Ein letzter Trupp der im Volksmund nach dem Revolutionsführer als "Heckerzug "bezeichneten Revolutionsarmee musste sich am 27. April bei Dossenbach östlich von Lörrach geschlagen geben.
Mehr wissen? Dann verschafft Euch einen Überblick über den Heckerzug mithilfe des Angebots der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg. Die Friedrich-Ebert-Stiftung stellt zudem in ihrer digitalen Bibliothek den kurzen und prägnanten Artikel von Jan Merk „Baden in der Revolution 1848/49“ bereit.
Proklamation der Provisorischen Regierung Schleswig-Holstein am 24. März 1848. Gemälde von Johannes Wilhelm Olde.
Die Schleswig-Holsteinische Erhebung
18. - 24. März 1848
In den von Dänemark regierten Herzogtümern Schleswig und Holstein, die seit dem Vertrag von Ripen 1460 eine Einheit bildeten, kursierte die Sorge, dass durch den Ausbruch der Revolution in Dänemark 1848 ihre Zusammengehörigkeit gefährdet sein könnte. National-liberale auf beiden Seiten beanspruchten Schleswig-Holstein entweder für Dänemark oder den Deutschen Bund.
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Am 24. März wurde eine provisorische Regierung für Schleswig und Holstein mit Sitz in Rendsburg gebildet. Das löste einen Krieg mit Dänemark aus, an dem sich auf deutscher Seite auch zahlreiche Freiwillige beteiligten. Aufgrund des Drucks von England, Frankreich und Russland schloss die preußische Krone im August 1848 ohne Zustimmng der Frankfurter Nationalversammlung einen Waffenstillstand, der aber im Februar 1849 durch die dänische Krone gekündigt wurde. Der wiederaufflammende Konflikt wurde im Juli 1849 durch einen erneuten Waffenstillstand beigelegt, der ein Jahr später in den vorläufigen „Frieden von Berlin“ mündete. Ein Vertrag vom Mai 1852 garantierte den Fortbestand der dänischen Herrschaft über die beiden Herzogtümer, schrieb jedoch gleichzeitig deren relative Eigenständigkeit fest. Im Krieg von 1866 wurden schließlich beide Herzogtümer durch Preußen und Österreich annektiert. Erst mit den Volksabstimmungen in Schleswig von Anfang 1920 war der Konflikt endgültig beigelegt.
Mehr erfahren? Dann schau Dir doch das Lernvideo der Online-Lernapp simpleclub an oder besuche die Website des Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte. Einen wissenschaftlichen Einstieg bietet Martin Rackwitz mit seinem Buch Märzrevolution in Kiel 1848. Erhebung gegen Dänemark und Aufbruch zur Demokratie, 2011 im Verlag Boyens erschienen.
Der Kampf um die Porta Tosa in Mailand am 22. März 1848. Gemälde, zeitgenössisch, von Carlo Canella. Mailand, Civiche raccolte storiche. Bildrechte: AKG-Images.
18. März - 6. August 1848
Die Abdankung Metternichs in Wien am 13. März löste im Vielvölkerstaat des Habsburger Reiches ein politisches Erdbeben aus. In vielen Städten und Regionen hatten sich bereits in den Jahren vor 1848 Unabhängigkeitsbewegungen entwickelt, die entweder die Unabhängigkeit einer Teilregion oder die Zugehörigkeit zu einem anderen Bund, Staat oder Königreich verfolgten. In Mailand, dem politischen Zentrum der damals zur Habsburger Monarchie gehörenden Lombardei, demonstrierten am 18. März zahlreiche Menschen vor dem Gouverneurspalast. Protestierende überwältigten die Polizeiposten und brachten den Gouverneur in ihre Gewalt. Barrikaden wurden errichtet und der Wien treu ergebene Gouverneur musste einer Reihe von Forderungen zustimmen.
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Die Habsburger Machthaber sahen sich nun gezwungen zu handeln. General Josef Radetzky sollte mit einem im Castello Sforzesco stationierten Heer den Aufstand bekämpfen und den Gouverneurspalast wieder unter Kontrolle zu bringen. Es folgten monatelange Straßenschlachten. Der Widerstand der Mailänder Bevölkerung war so groß, dass Radetzky seinen Auftrag nicht erfüllen konnte. Heute sind die ersten Tage des Aufstands als „Cinque giornate di Milano“ bekannt.
In ganz Italien gewannen nun die für nationale Unabhängigkeit engagierten Kräfte die Oberhand: Sie fanden sich unter der Führung des Königs von Sardinien-Piemont im Kirchenstaat Vatikan und auch im Königreich beider Sizilien zu einer Allianz zusammen und erklärten den Habsburgern am 23. März 1848 den Krieg. Dieser erste Unabhängigkeitskrieg wird in Italien als Risorgimento bezeichnet. Die Zeit von 1815 bis 1870 gilt als Phase der nationalen "Wiedererstehung". Nach anfänglichen Erfolgen der italienischen Unabhängigkeitsbewegung konnte die österreichische Armee unter Radetzky mit einer Gegenoffensive weite Teile der Lombardei zurückerobern. Am 6. August 1848 zog sie wieder in Mailand ein.
Wollen Ihr mehr über die Bedeutung der Revolution von 1848 für die Einigung Italiens im 19. Jahrhundert erfahren? Dann schaut das Video von Geschichte lernen leicht gemacht an oder besorgt Euch das Brettspiel Radetzky Milano 1848, mit dem Ihr die italienischen Kräfte gemeinsam gegen die Armee der Österreicher anführt. Einen wissenschaftlichen Überblick über Italien im Umbruch bietet Karten Ruppert in seinem Beitrag „Reform und Nation: Italien 1848/49 im Sammelband Die Exekutiven der Revolutionen. Europa in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf Seite 311 bis 335, 2021 im Verlag Ferdinand Schöningh erschienen.
Empfang der Polen vor dem Moabiter Gefängnis. Freilassung der inhaftierten Polen am 20. März 1848. Copyright: AKG-Images.
Polnischer Aufstand in der Republik Posen
20. März 1848 - 5. Mai 1848
In dem seit 1795 von den europäischen Großmächten Österreich, Preußen und Russland dreigeteilten Polen forderten Unabhängigkeitsbewegungen 1848/49 ebenfalls Freiheit, Demokratie und staatliche Selbständigkeit. Bereits 1830/31, nach der Pariser Julirevolution, war es zu einem Aufstand in dem vom zaristischen Russland beherrschten „Königreich Warschau“ gekommen. Im April und Mai 1848 kam es, beflügelt durch die Berliner Märzrevolution, im preußisch beherrschten Posen zu einem Aufstand unter Ludwik Mierosławski, der in der Preußischen Nationalversammlung kontrovers diskutiert, aber schließlich von preußischen Truppen niedergeschlagen wurde.
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Der Widerstand gegen Fremdbestimmung machte polnische Unabhängigkeitskämpfer:innen früh zu europäischen Galionsfiguren für die Selbstbestimmung der Völker. Die Berliner hatten am 20. März 1848 Ludwik Mierosławski und zahlreiche andere zum Tode oder zu langen Freiheitsstrafen verurteilte polnische Freiheitskämpfer aus dem Zellengefängnis in Moabit befreit und im Triumphzug durch die Stadt geführt.
Sukzessiv wurden preußische Beamte in der Provinz Posen durch polnische abgelöst. Nicht nur auf der politischen Ebene sondern auch im Alltag wurde der Konflikt sichtbar. An vielen Orten ersetzten Aktivist:innen den preußischen Adler durch den polnischen Adler. Zur Selbstverteidigung formierte sich ein Heer, das jedoch nur spärlich mit Waffen ausgestattet werden konnte. Ende Mai musste es vor der preußischen Übermacht kapitulieren.
Die Frage der Zugehörigkeit Posens spaltete die politischen Lager im Deutschen Bund auch weiterhin. Sie wurde sowohl in der Preußischen als auch in der Frankfurter Nationalversammlung kontrovers debattiert. Der liberalkonservative Berliner Abgeordnete Wilhelm Jordan zum Beispiel sprach sich in kultur-chauvinistisch-rassistischen Wendungen gegen die nationale Selbständigkeit Polens aus.
Willst Du wissen, wie der Aufstand in Posen in die Geschichte der Teilung Polens im 19.Jahrhundert eingebunden war und wie sich im Deutschen Bund eine Solidarität mit polnischen Forderungen nach Unabhängigkeit herausbildete? Dann schaue Dir das Video von EinfachSchule an. Einen wissenschaftlichen Einstieg in die Geschichte der Polenbegeisterung liefert die Historikerin Gabriela Brudzyńska-Něme in ihrem Online-Artikel Polenbegeisterung in Deutschland nach 1830 auf dem Portal Europäische Geschichte Online.
Der Brand der Scuola dei Morti bei San Geremia. Bombardement durch die Österreicher unter Graf Haynau ab 29. Juni 1849. Gemälde von Luigi Querena. Bildrechte: AKG-Images.
Die Republik des Heiligen Markus in Venedig 1848
22. März 1848 - 23. August 1849
Neben Mailand gehörte die Hafenstadt Venedig zu den Zentren der Revolution in Italien. Hier löste der Sturz Metternichs Demonstrationen für die Unabhängigkeit Venetiens vom Habsburger Vielvölkerreich aus. Intellektuelle wie Niccolò Tommaseo und der Anwalt Daniele Manin forderten schon im Dezember 1847 Verfassungsreformen. Am 22. März 1848 siegte die Revolution auch in Venedig.
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Manin war aufgrund seines politischen Engagements inhaftiert worden, kam jedoch am 17. März kurz nach der revolutionären Erhebung in Wien frei. Am 22. März entzündeten sich in der Lagunenstadt Massenproteste. Manin mobilisierte die Venetianer als überzeugender Redner. Gegen 16:30 verkündete er auf dem Piazza San Marco: „Viva La Repubblica, viva la libertà, viva San Marco!“. Am Folgetag riefen revolutionäre Kräfte die vom Habsburger Reich unabhängige „Republik des Heiligen Markus“ aus.
Trotz zahlreicher Angriffe blieb die Inselrepublik eineinhalb Jahre bestehen. Den Machthabern in Wien gelang es lange Zeit nicht, gegen die Revolutionen in Italien effektiv vorzugehen. Erst nach der Niederschlagung der römischen Republik am 30. Juni 1849 musste die venezianische Revolutionsbewegung am 22. August 1849 kapitulieren. Wie schon in Mailand führte Radetzky die Habsburger Truppen.
Ihr wollt die Gründung der Republik des Heiligen Markus in den Kampf um eine italienische Unabhängigkeit einordnen? Dann empfehlen wir Euch Simonetta Soldanis Artikel „Annäherung an Europa im Namen der Nation. Die italienische Revolution 1846-1849“ im Sammelband Europa 1848. Revolution und Reform auf Seite 125 bis 166, 1998 beim Dietz Verlag erschienen.
Ana Ipatescu führt revolutionäre Truppen im Juni 1848 an. Bildrechte: AKG-Images / De Agostini Picture Lib. / G. Dagli Orti.
Aufstände in Moldau, der Walachei und Siebenbürgen 1848
8. April 1848 - Sommer/ Herbst 1848
Die Revolution, die ihren Ausgang in Kerneuropa hatte, drang in den Folgemonaten bis an die europäischen Ränder vor. In Moldau, der Walachei und in Siebenbürgen probte die rumänische Bevölkerung den Aufstand gegen habsburgische, osmanische und russische Vorherrschaft.
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Nicht alle Erhebungen im östlichen Teil Europas zielten auf vollständige Unabhängigkeit. In Moldau forderten Kritiker:innen des regierenden Fürsten vor allem eine Liberalisierung des öffentlichen Lebens. In der Walachei stritten Studierende, die durch Studienaufenthalte Aufstände in Europa kennengelernt hatten, für Veränderungen. Bauern kämpften für das Wahlrecht, für Landreformen, für die Säkularisierung und das Ende der Versklavung, von der vor allem die Bevölkerungsgruppe der Roma betroffen war. Versuche der Konterrevolution, eingeleitete Verfassungsreformen in der Walachei zurückzunehmen, scheiterten. Dort, wo nationale Souveränität gefordert wurde, kam es auch zu Grenzkonflikten, an die bis heute erinnert wird.
In Bukarest stellten sich Menschenmassen am 30. Juni 1848 dem Militär entgegen und verteidigten die errungenen Reformen. Angeführt wurden die Protestierenden von Ana Ipătescu (auf der Abbildung vorne zu erkennen). Ipătescu stammte aus den Slums von Oraliror und war Mitglied einer im Untergrund agierenden geheimen Bruderschaft. Sie setzte sich für die Überwindung der russischen Herrschaft über rumänische Fürstentümer ein. Blaj in Siebenbürgen, das unter österreichischer Herrschaft stand, wurde am 15. Mai 1848 zum Schauplatz einer großen Volksversammlung. Viele der Aufständischen setzten sich für die rechtliche Gleichstellung von Rumänen im Habsburger Reich ein. Andere forderten die Unabhängigkeit der Region von der österreichischen Krone und schlossen dafür Bündnisse mit den Ungarn. Zugleich kam es zu brutalen Grenzkonflikten zwischen Rumänen und Ungarn, die heute unter anderem auch als transsilvanische Massaker aus den Jahren 1848/49 bekannt sind. In den Sommer- und Herbstmonaten gingen die alten Herrscher massiv gegen die Proteste vor und verteidigten ihre Macht.
Mehr Informationen gefällig? Einen Überblick über die Revolutionsereignisse gibt Dan Berindei in seinem Aufsatz „Die Revolution von 1848 in Rumänien und ihre Folgen“ im Sammelband 1848. Revolution in Europa: Verlauf, politische Programme, Folgen und Wirkungen auf Seite 525 bis 534, 1999 im Verlag Duncker & Humbot erschienen.
George Washington als Farmer am Mount Vernon, 1851. Das Gemälde ist Teil einer Serie über George Washington, gemalt von Junius Brutus Stearns. Virginia Museum of Fine Arts, Richmond.
Die Nachricht über das Ende der Sklaverei. Der gescheiterte Fluchtversuch der MS Pearl
13. April bis 19. April 1848
Im März 1848 legte das Dampfschiff Cambria in den USA an. Das Schiff hatte Zeitungen aus Europa über den Ausbruch der Revolution in Frankreich an Bord. Das Interesse war riesig. Rasch entzündete sich in den Vereinigten Staaten eine Diskussion über die Revolution in Europa. So beobachtete z.B. Frederick Douglass, der sich für die Abschaffung der Sklaverei in den USA einsetzte, aufmerksam die Debatte darüber in den französischen Kolonien. Er drückte seine Hoffnung aus, dass Europa den USA die Idee von "Freiheit für alle" vermitteln könne. Der Ausbruch der Revolution in Europa motivierte Sklav:innen von Washington aus in die freien Staaten an der Nordküste der USA zu fliehen.
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Die europäische Forderung, den Sklavenhandel zu verbieten, begünstigte den Kampf für die Abschaffung der Sklaverei in den USA. Am 13. April lag das Schiff Pearl mit 75 Sklav:innen im Hafen von Washington D.C.. Daniel Drayton, Kapitän der Pearl, schmiedete mit dem freien Schwarzen Daniel Bell einen Fluchtplan. Bell hatte zuvor vergeblich vor Gericht versucht, seine versklavte Frau, seine Kinder und Enkelkinder aus dem Sklavenstatus zu befreien. Sie sollten mit der Pearl zu den Plantagen in den Südstaaten gebracht werden. Am 15. April legte das Schiff ab. Statt die Versklavten in die Südstaaten zu bringen, steuerte Drayton die freien Staaten an der Nordküste an, in denen die Sklaverei abgeschafft worden war. Ein anderes Schiff verhinderte die Weiterfahrt der Pearl. Zurück an Land, mussten die Versklavten in Ketten durch die Stadt zum Gericht laufen. Drayton und seine Crew wurden inhaftiert. Zeitungen wie die North Star berichteten, dass der Fluchtversuch von den Revolutionsereignissen in Frankreich motiviert war.
Unter konservativen Kräften in den USA brach ein Sturm der Entrüstung aus. Befürworter der Sklaverei bezeichneten den Fluchtversuch als Generalangriff auf das Recht der Sklavenhaltung. In der Nacht vom 18. auf den 19. April 1848 kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen in Washington. Attackiert wurden die Büros der Zeitung National Era. Sie positionierte sich immer wieder gegen den Sklavenhandel. Dies gefiel nicht allen Amerikaner:innen. Tausende Demonstrant:innen versammelten sich vor dem Gebäude, warfen mit Steinen gegen die Fensterscheiben und versuchten die Räumlichkeiten in Brand zu stecken. Auch in den Folgetagen kam es zu gewalttätigen Ausbrüchen. Der amerikanische Präsident James K. Polk äußerte Verständnis für die White Supremacists, verurteilte jedoch deren Gewalt.
Ihr wollt mehr über den Fluchtversuch der MS Pearl erfahren? Dann lest Euch Stanley C. Harrold Jr. Aufsatz „The Pearl Affair: The Washington Riot of 1848, erschienen in Records of the Columbia Historical Society Ausgabe 50 (1980), Seite 140 bis 160, durch.
Sitzung der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche, ca. Juni 1848. Zeichnung von Ludwig von Elliott, 1848, Historisches Museum der Stadt Frankfurt.
Erste Zusammenkunft der gesamtdeutschen Nationalversammlung
18. Mai 1848
Als freie, lebendige und traditionsreiche Stadt im Zentrum des Deutschen Bundes, die sich als freie Reichsstadt eine gewisse Unabhängigkeit bewahren konnte, war Frankfurt am Main besonders geeignet als Standort für ein gesamtdeutsches Parlament. In nahezu allen Teilen des Deutschen Bundes stritten in teils gewaltvollen Erhebungen Menschen für demokratische Mitbestimmung.
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Im März 1848 trafen in Frankfurt 574 Politiker ein, die als Vorparlament damit beauftragt waren, Vorbereitungen für die bevorstehende Wahl einer gesamtdeutschen Nationalversammlung zu treffen. Nicht alle Staaten im Deutschen Bund folgten deren Vorgaben. Im April und Mai 1848 wurden die nach dem allgemeinen und gleichen Männerwahlrecht dazu berechtigten Bürger im Deutschen Bund dazu aufgerufen, Abgeordnete für das erste gesamtdeutsche Parlament zu wählen. In einigen Regionen des Bundes wurden per Direktwahl Abgeordnete bestimmt. In anderen Staaten wählten die Wahlberechtigten Wahlmänner, die dann ihrerseits die Abgeordneten wählten. Auch das Mindestalter wurde in den Einzelstaaten unterschiedlich gehandhabt. Das Wahlrecht war heiß umkämpft. Es entschied mit darüber, ob und wie stark der sich abzeichnende Klassenkonflikt sich in der Parlamentszusammensetzung abbilden würde.
Bei der ersten Sitzung der deutschen Nationalversammlung am 18. Mai 1848 stellten die Abgeordneten die Weichen für ihre zukünftige Tätigkeit. Dort loteten sie auch Möglichkeiten der Umsetzung der in der Revolution formulierten demokratischen Forderungen aus. Es wurdenn eine Geschäftsordnung verabschiedet und Kommissionen und Ausschüsse gebildet. Zentrale Themen waren die Bildung eines deutschen Nationalstaats und die Konstituierung einer gemeinsamen Verfassung. Abgeordnete mit ähnlichen politischen Visionen und Zielen schlossen sich zu Fraktionen zusammen. Sie gelten als Vorläufer der heutigen Parteien und Fraktionen. Im ersten gesamtdeutschen Parlament prägten Wortführer die parlamentarische Debatte. Obwohl viel gerdet wurde, hielt die Hälfte der Abgeordneten keinen eigenen Redebeitrag. Für viele waren parlamentarische Verfahren noch Neuland. Das "Politikmachen" musste erprobt und erlernt werden.
Ihr wollt mehr die Geschichte der ersten gesamtdeutschen Nationalversammlung erfahren? Dann schaut das Video zur Nationalversammlung in der Paulskirche von MrWissen2Go an oder lest das von Günter Wollstein ausgearbeitete Dossier zur Revolution von 1848, insbesondere den Abschnitt zum Vorparlament und zur Paulskirche auf der Website der Bundeszentrale für Politische Bildung durch. Zusätzliche Informationen bietet ein Frage-Antwort Parcour auf der Website des Deutschen Historischen Museum.
L’Abolition de l’esclavage dans les colonies françaises en 1848. Gemälde von François-Auguste Biard, 1848, Öl auf Leinwand, Château de Versailles.
Für ein Ende der Knechtschaft. Sklavenaufstände auf den Antillen
Mai 1848
Die Nachricht, dass die Revolution die „Mutterländer“ erfasste, beflügelte in den Kolonien den Kampf um Freiheit. Am 24. April 1848 über der französische Politiker Victor Schoelcher ein im Hôtel de la Marine verfasstes Dekret zur Abschaffung der Sklaverei der Provisorischen Regierung der Zweiten Republik. Napoleon hatte sie nach der Französischen Revolution erneut eingeführt. Nur wenige Tage später hatten Aufstände auf den Antilleninseln Erfolg, auf Martinique wurde die Sklaverei abgeschafft. An Schoelcher und an die Abschaffung der Sklaverei 1848 wird noch heute in der Karibik erinnert.
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Während in Frankreich im Zuge der Februarrevolution darüber noch diskutiert wurde, brachten britische Schiffe die Nachricht über das mögliche Ende der Sklaverei auf die Antillen. Anders als auf dem Bild dargestellt, blieben Versklavte nicht passiv und warteten auf die Befreiung durch die einstigen Peiniger. Hand in Hand gingen freie und versklavte Schwarze in Martinique auf die Straßen, um die Befreiung eines Großteils der Bevölkerung durchzusetzen. Der späte Mai 1848 war von gewalttätigen Ausschreitungen geprägt. Am 22. Mai eröffneten Sicherheitskräfte in Martinique das Feuer auf demonstrierende Sklav:innen. Bis zu 70 Demonstrant:innen kamen ums Leben. Als Antwort auf die Schüsse wurden Häuser weißer Bewohner:innen in der Küstenstadt Saint-Pierre in Brand gesetzt. Bei den Bränden starben 34 weiße Siedler:innen.
In Martinique, aber auch auf anderen Antilleninseln wie Guadeloupe wollten Versklavte nicht auf das Inkrafttreten der in Paris beschlossenen Abschaffung der Sklaverei warten. Nach Aufständen erlangten versklavte Menschen in Guadeloupe bereits am 26. Mai 1848 ihre Freiheit. In Französisch-Guayana, wo es keine Aufstände gab, dauerte es noch bis zum 10. August, bis die in Mutterland verabschiedeten Gesetze in Kraft traten. In Frankreich wird heute an zentralen Orten des Sklavenhandels 1848 wie dem Hafen von Nantes als Meilenstein des Abolitionismus erinnert.
Ihr wollt mehr über Schoelcher und über die Abschaffung der Sklaverei in Frankreich 1848 erfahren? Dann besucht die Website des Hôtel de la Marine. Wissenschaftlichen arbeitet die Historikerin Ulrike Schmieder die Aufstände gegen die Sklaverei in Martinique in ihrem Buch Nach der Sklaverei – Martinique und Kuba im Vergleich, 2016 im Verlag De Gruyter erschienen, auf. Der Afrikahistoriker Andreas Eckert bietet in seinem Einführungsband Geschichte der Sklaverei, 2021 bei C.H. Beck erschienen, einen Überblick über die Geschichte der Abschaffung der Sklaverei.
Bombardement in Prag 1848. General Windischgrätz bombardiert die Stadt. Kreidelithographie, koloriert, um 1848, Wien Museum. Bildrechte: AGK-Images.
Der Prager Pfingstaufstand
12. Juni 1848 - 17. Juni 1848
Viele der sich als slawisch und als eigenständige Nationen definierenden Bevölkerungsgruppen im Osten Europas teilten das Schicksal, von den Habsburgern in Wien regiert zu werden. In Tschechien, damals das österreichische Kronland Böhmen, kulminierten am 12. Juni Proteste gegen die Herrschaft des Habsburger Königs von Böhmen. Diese waren nach dem Sturz Metternichs immer wieder aufgeflammt. Als österreichisches Militär Prag beschoss, stand die heute bei Tourist:innen beliebte Karlsbrücke im Zentrum der Kämpfe. Auf dem Bild sind die Barrikadenkämpfe vor demBrückenturm zu sehen.
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Auslöser des Pfingstaufstandes in Prag war die Forderung deutschnationaler Kräfte in Böhmen die Zugehörigkeit Böhmens zum Deutschen Bund durch die Entsendung eigener Abgeordnete in die Frankfurter Nationalversammlung zu festigen. Das begriffen Studierende, die für die tschechische Unabhängigkeit eintraten, als Provokation und revoltierten. Erneut entsandten die Machthaber am 20. Mai erneut den verhassten Militärgeneral Windischgrätz nach Prag entsandten.
Auch wenn bis heute darüber gestritten wird, ob der Slawenkongress im Juni 1848 eine direkte Antwort auf die Einberufung der deutschen Nationalversammlung war, lehnten die böhmischen Entsandten in die Paulskirche kategorisch eine Einverleibung in ein großdeutsches Reich ab. Der Slawenkongress brachte nur wenige konkrete Ergebnisse hervor. Er war jedoch ein Ausdruck gegen eine von oben bestimmte Anpassungspolitik in Preußen und im Habsburger Reich über slawische Gebiet. Die Teilnehmer forderten Freiheit und Gleichheit der Völker und den Wandel der Monarchien in Föderationen gleichberechtigter Völker. Am letzten Tag des Slawenkongresses sammelte sich auf dem Rossmarkt ein Demonstrationszug. Auch weite Teile der entsandten Nationalgarde schlossen sich an.
Ihr wollt mehr über die revolutionären Kämpfe in Prag erfahren? Dann hört Euch das Radio Feature „Als Kanonen die Revolution zerschossen – das Jahr 1848 in Böhmen“ von Radio Prague International an. Einen wissenschaftlichen Einblick in die Erhebung gibt Milan Hlavacka in seinem Aufsatz „Böhmen und die Habsburgermonarchie im Revolutionsjahr 1848/49“, veröffentlicht im Sammelband 1848: Revolution in Europa. Verlauf, politische Programme, Folgen und Wirkungen, Seite 199 bis 208, herausgegeben von Heiner Timmermann bei Duncker & Humblot 1999.
Sturm des Volkes auf das Zeughaus in Berlin am 14. Juni 1848. Kreidelithographie, unbez. Aus: J.G.Zschaler, Das ewig unvergeßliche Jahr 1848, Dresden (C.G.Lohse) o. J., nach S. 258. Spätere Kolorierung. Bildrechte: AKG-Images.
Sturm auf das Berliner Zeughaus
14. Juni 1848 - 15. Juni 1848
Nach der Märzrevolution rangen die politischen Akteure in Berlin um die Interpretation des Geschehenen. Waren die Barrikadenkämpfe vom 18. März als erfolgreiche Revolution anzuerkennen, deren Ziele es nun umzusetzen galt? War Versöhnung die Lösung der schwelenden Konflikte? Revolutionäre Aktivist:innen bedrängten konservative Abgeordnete in der preußischen Nationalversammlung, den Zielen und Errungenschaften des 18. März mehr Nachdruck zu verleihen. Erneut kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen in der preußischen Hauptstadt. Diesmal blieben sie jedoch auf wenige Orte der Stadt begrenzt.
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Versammlungsverbote, die auch nach der Märzrevolution in Kraft blieben, hielten Kritiker:innen der bestehenden Verhältnisse auch nach dem 18. März nicht von öffentlichen Protesten ab. Als am 14. Juni vor dem Kriegsministerium erneut der Wunsch nach Volksbewaffnung vorgetragen wurde, entwickelte sich die Stimmung zu einem explosiven Gemisch. Die Bürgerwehr, die am 19. März gebildet worden war und die Ordnung in Berlin nach dem Abzug des preußischen Militärs sicherstellen sollte, stellte sich den Protestierenden mit gezogenen Waffen entgegen. Vor dem Schloss fielen wieder Schüsse. Zwei Menschen starben, mehrere wurden verwundet. Als eine Menschenmenge, unter ihnen die Aktivist:in Lucie Lenz, das Zeughaus Unter den Linden stürmte, konnte die Bürgerwehr zwar deren Eindringen nicht verhindern, wohl aber die Erbeutung größerer Waffen- und Munitionsvorräte. Erst in der Nacht brachten Militäreinheiten die Lage unter Kontrolle.
Der Sturm auf das Zeughaus löste eine Generaldebatte über die seit dem 19. März eingesetzte Bürgerwehr aus. Demokraten machten sie für die Eskalation der Gewalt verantwortlich und Konservative prangerten deren Ineffizienz an. Die 1848er Bewegung spaltete sich mehr und mehr. Die Konflikte erleichterten dem preußischen König die Rückeroberung Berlins unter General von Wrangels Führung im November 1848 einzuleiten.
Du möchtest mehr wissen? In ihrem Buch Das Berliner Zeughaus: die Baugeschichte, 1994 im Brandenburgischen Verlagshaus erschienen, rekonstruiert Regina Müller die heute als Zeughaussturm bekannten Geschehnisse.
Segnung der Aufständischen vom Juni 1848, die nach Algerien aufbrechen. Zeichnung um 1848, Eugène Bazin (1799-1866), Paris, Musée Carnavalet. Bildrechte: AKG-Images.
Der Juniaufstand in Paris und die Einverleibung Algeriens
22. Juni 1848 - 12. November 1848
Nicht nur in Berlin, sondern auch in Paris zeigte sich erst im Verlauf der Revolution, welche unterschiedlichen Zielsetzungen Menschen verfolgten, die noch zu Beginn der Revolution gemeinsam für politischen Wandel auf die Straße gegangen waren. Ab dem 22. Juni 1848 kämpften Pariser Arbeiter:innen mehrere Tage gewaltsam gegen die Schließung der französischen Nationalwerkstätten, die ihnen Lohn und Brot brachten. Auf die militant vorgetragene Forderung nach einem Recht auf Arbeit reagierte die neue Regierung mit brutaler Härte: 5.000 Arbeiter:innen starben, 25.000 wurden verhaftet. 11.000 Inhaftierte wurden in die Kolonien verbannt, nicht wenige, wie das obige Bild zeigt, nach Algerien verschifft. Die Ausweisung hatte Folgen. Bereits während der Februarrevolution war gefordert worden, dass die Errungenschaften der Revolution auch für die in Algerien lebenden Franzosen gelten sollten, denn Algerien war jetzt nicht länger Kolonie sondern Teil Frankreichs.
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Die Deportation von Aufständischen war nach der Abschaffung der Todesstrafe für die französischen Machthaber der einfachste Weg, sich unliebsamer Bürger:innen zu entledigen. Es kam zu einer von der ansässigen Bevölkerung abgelehnten neuen Etappe des Siedlerkolonialismus. Im September 1848 startete ein landwirtschaftliches Ansiedlungsprogramm, das mit der Verdrängung von Einheimischen einherging. Und es etablierte sich eine "mission civilisatrice" mit der Algerier:innen dazu gebracht werden sollten, sich der französischen Kultur anzupassen.
Schon bald lebten in Algerien über 100.000 Europäer:innen. Die Zahl der europäischen Einwander:innen hatte sich im Vergleich zu 1834 nahezu verzehnfacht. Am 12. November 1848 wurde vom Präsidenten der Nationalversammlung auf dem Place de la Concorde die Verfassung der Zweiten Republik verkündet. Neben demokratischen Errungenschaften beinhaltete sie neue Unfreiheiten. Mit dem Inkrafttreten der neuen Verfassung wurde Algerien offizieller Teil Frankreichs.
Die französische Herrschaft in Algerien wurde seit den ersten militärischen Konflikten 1830 immer wieder mit gewaltsamen Mitteln von Algerier:innen angefochten. Bis heute wird der Gelehrte Abd el-Kader als algerischer Freiheitskämpfer verehrt. Er übernahm eine prominente Rolle im Guerillakampf gegen die Franzosen, wurde aber nach Kämpfen am 22. Dezember 1847 gefangen genommen. Das Revolutionsjahr verbrachte el-Kader in Fort Lamalgue in Toulon. Schon bald war gewaltsamer Widerstand nicht mehr die Antwort auf die Einverleibung Algeriens, das nun mit den drei Départements Oran, Algiers und Constantine offizielles französisches Staatsterritorium wurde. In Algerien kritisierten nun vor allem Intellektuelle die forcierte Assimilationspolitik der Franzosen.
Möchtest Du mehr darüber erfahren, wie Algerien 1848 zum offiziellen französischen Staatsgebiet wurde? In seinem Buch Das koloniale Algerien, 2006 im Unrast Verlag erschienen, widmet sich Bernhard Schmidt den Ursprüngen kolonialer Herrschaft und zeigt auf, wie in Algerien für die Unabhängigkeit gestritten und gekämpft wurde.
Die Erstürmung des Burgthores. Rückeroberung Wiens durch die Truppen unter Fürst Alfred Windisch-Grätz, Oktober 1848. Kreidelithographie, koloriert, zeitgenössisch. Bildrechte: AGK-Images.
6. Oktober 1848 - 1. November 1848
Nicht nur in Berlin und Paris, auch in Wien hielten die revolutionären Aktivitäten im Verlauf des Jahres 1848 an. Nach der Märzrevolution kam es immer wieder zu gewaltvollen Zwischenfällen in der Hauptstadt des Habsburger Reiches. Im Oktober eskalierte die Lage erneut. Auslöser waren die Konflikte in Ungarn. Arbeiter:innen und Studenten stellten sich Truppen entgegen, die von Wien aus am 6. Oktober Richtung Ungarn aufbrechen und dort die Erhebungen niederschlagen sollten.
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Die Solidarität mit den Aufständischen in Ungarn blieb nicht nur auf die Zivilgesellschaft begrenzt. Soldaten liefen über und verweigerten den Dienst. Historiker:innen schätzen die Zahl der am Oktoberaufstand Teilnehmenden auf 100.000 Personen. Der amtierende Kriegsminister Graf Theodor Latour forderte ein entschlossenes Vorgehen gegen die Protestierenden und hielt an den Gegenmaßnahmen fest. Revolutionäre Kräfte stürmen das Kriegsministerium am Hof. Latour wurde dabei auf offener Straße gelyncht.
In der Stadt kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen der Nationalgarde und dem Militär auf der einen Seite und protestierenden Arbeiter:innen und Studenten auf der anderen Seite. Vor allem wurde die Leopoldstadt von Straßenschlachten heimgesucht. Die Lage war so unkontrolliert, dass Kaiser Ferdinand mitsamt Entourage zu seinem Außenamtssitz in Olmütz fliehen musste. Auch weite Teile des Wiener Großbürgertums verließen die Stadt.
Am 14. Oktober begann die Gegenoffensive von kaisertreuen Einheiten. Angeführt wurde sie von Feldmarschall Alfred zu Windischgrätz, der bereits erfolgreich den oben behandelten Prager Pfingstaufstand niedergeschlagen hatte. Wien wurde belagert. Am 28. Oktober lief ein 24-stündiges Kapitulationsultimatum ab. Der Angriff auf die Stadt erfolgte kurz darauf. Demokrat:innen aus dem Ausland, darunter Robert Blum und Jozef Bem eilten zur Unterstützung nach Wien. Eine weiße Fahne am Stephansdom markierte am 1. November das Ende des Oktoberaufstands und der revolutionären Erhebungen in Wien des Jahres 1848. Schätzungsweise kamen bis zu 4000 Menschen in den Gefechten ums Leben, weitere – wie Robert Blum – wurden standrechtlich erschossen.
Proklamation der Römischen Republik am 9. Februar 1849. Litografie von Dante Grabriel Rossetti, 1861, Staatsbibliothek für Moderne und Zeitgenössische Geschichte Rom.
Die Revolution im Vatikanstaat: die römische Republik unter Mazzini und Garibaldi
15. November 1848 - 30. Juni 1849
Das Aufbegehren gegen Fremdherrschaft, für Unabhängigkeit und für ein geeintes Italien ließ auch die heutige Hauptstadt Rom nicht unberührt. 1848 bekleidete Papst Pius IX das Amt des Pontifex und zog wegen seiner Neutralität gegenüber Österreich den Unmut der Revolutionäre auf sich, die ihn als „Feind des Vaterlandes“ bezeichneten. Am 15. November ermordeten Aufständische den päpstlichen Ministerpräsidenten Pellegrino Rossi auf der Treppe des Palastes der Canellaria von Santo Constantini. Mit Gesängen wie „Gelobt die Hand, die heute den Rossi erstach“ zogen sie durch den Kirchenstaat.
Überall in Europa löste die Ermordung Rossis unter Konservativen und gemäßigten Kräften der Revolution große Bestürzung und Sorgen aus. Der Kirchenstaat galt wegen seiner "göttlichen Legitimation" als feste Säule der weltlichen Ordnung. Das Vordringen der Revolution bis in den Vatikan wurde von Konservativen als neue Qualität der Bedrohung betrachtet. Am Tag nach der Ermordung belagerten revolutionäre Kräfte den Quirinalspalast, in dem der Papst sich aufhielt.
Ziel der Protestierenden war, Rom zu einer Republik zu machen. In der Nacht vom 23. auf den 24. November 1848 flüchtete Pius IX. – als Priester verkleidet – bei Nacht und Nebel Richtung Neapel. Unterschlupf fand Pius in Gaeta. In Rom formierte sich jetzt die Republik. Am 21. Januar 1849 fanden freie Wahlen statt. Eine verfassungsgebende Versammlung folgte.
Die europäischen Mächte blickten mit großer Sorge nach Rom. Als Reaktion übten sie militärischen Druck auf die Republik aus. Habsburg mobilisierte seine Truppen und konnte den Republikaner:innen am 23. März 1849 in der Schlacht bei Novara eine erhebliche Niederlage zufügen. Im April 1849 erreichten französische Soldaten und Truppen der spanischen Krone Rom. Ihr Ziel war es, dem Papst wieder zur Macht zu verhelfen. Die Anführer der Republik kapitulierten am 30. Juni 1849. Am 3. Juli 1849 war Rom endgültig zurückerobert worden. Zentrale Akteure der italienischen Einigungsbewegung wie Giuseppe Garibaldi mussten ins Exil fliehen.
Ihr wollt mehr über die Flucht von Papst Pius IX. und über die Ausrufung der Römischen Republik erfahren? Dann hört den passenden Themenpodcast von Geschichten aus der Geschichte. Einen wissenschaftlichen Einstieg ins Thema liefert Thomas Kroll in seinem Beitrag „Die Römische Republik von 1849. Revolutionäre Regierung, nationale Bewegung und republikanisches Experiment im Kirchenstaat“, veröffentlicht im von Karsten Ruppert herausgegebenen Sammelband Die Exekutiven der Revolutionen. Europa in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf Seite 351 bis 374, erschienen bei Brill und Schöningh im Jahr 2022.
Freischärler im Gefecht bei Kirchheimbolanden 1849. Der Kampf der 17 tapferen Turner und Freischärler bei Kirchheimbolanden am 14. Juni 1849; Lithographie nach Augenzeugenberichten; publiziert 1880 im Verlag Paul Stumpf, Mainz.
2. Mai 1849 - 19. Juni 1849
Als die Revolution an vielen Orten Europas Mitte des Jahres 1949 bereits niedergeschlagen oder zumindest ins Stocken geraten war, begann auf dem Gebiet des Deutschen Bundes eine erneute Protestwelle. In vielen Staaten forderten Demokrat:innen die Anerkennung der Verfassung, die am 28. März 1849 von der Nationalversammlung in der Paulskirche verabschiedet worden war - so in der bayrischen Pfalz im Mai und Juni 1849. Dabei forderten sie die Abspaltung der Pfalz vom Königreich Bayern.
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Die gewaltsamen Auseinandersetzungen nahmen ihren Ausgang am 1. Mai 1849. Mitglieder und Sympathisant:innen demokratischer Vereine in der Pfalz kamen in Kaiserslautern zusammen. In der Fruchthalle sprachen sie über aktuelle politische Herausforderungen. Sie bildeten einen Verteidigungsausschuss und wollten die Volksbewaffnung als Grundlage für den Unabhängigkeitskampf organisieren.
Zwischen regierungstreuen und revolutionären Truppen brachen Kämpfe aus. In der Nacht auf den 21. Mai belagerten revolutionäre Einheiten die Festung Landau. Den Aufständischen gelang es jedoch nicht, die Festung zu stürmen und einzunehmen. Bundestruppen, an denen sich auch Preußen vom 14. Juni 1849 an beteiligte, konnten den pfälzischen Aufstand zerschlagen. Bei Gefechten in Kirchheimbolanden starben dutzende Revolutionäre, andere wurden gefangen genommen. In den Folgetagen kam es zu weiteren militärischen Niederlagen. Am 19. Juni 1849 zogen sich die letzten revolutionären Militäreinheiten der Pfalz über die Knielinger Rheinbrück nach Baden zurück.
Ihr wollt mehr erfahren? Dann ladet Euch das Überblicksblatt zur Geschichte der Revolution im Gebiet des heutigen Rheinland-Pflalz der Landeszentrale herunter. Einen Überblick über die Geschehnisse liefert Frank Lorenz Müller im Kapitel „Bayern, der rheinpfälzische Aufstand, Baden und das Ende" in seinem Buch Die Revolution von 1848/49, 2002 bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft veröffentlicht.
Angriff auf die Barrikaden am Neumarkt. Truppen (Sächsische und Preußische) am Dresdner Neumarkt. Barrikaden der Aufständigen. „Hotel de Saxe“, Moritzstraße, „Hotel Stadt Rom“ (v.l.n.r). Ölgemälde, Stadtmuseum Dresden.
3. Mai 1849 - 9. Mai 1849
Wie in anderen Regionen des Deutschen Bundes konnten im Freistaat Sachsen Demokraten bei den Wahlen für den Landtag im September 1848 große Erfolge erzielen. Sachsen wurde von der Frankfurter Nationalversammlung aufgefordert, die am 28. März 1849 in der Paulskirche verabschiedete Reichsverfassung anzunehmen. Der von Demokraten dominierte Dresdener Landtag übte Druck auf König Friedrich August II. aus und forderte die Umsetzung der revolutionären Agenda. Der reagierte am 30. April 1849 mit der Auflösung des Landtags. Eine Gruppe von Dresdner Stadtverordneten organisierte aus Protest am 3. Mai einen Umzug der bewaffneten Kommunalgarde, der jedoch vom König untersagt wurde.
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In der Stadt verbreitete sich das Gerücht, Friedrich August II. fordere preußische Truppen an, um gegen die ausgebrochenen Proteste vorgehen zu können. Dresdner:innen und Aufständische aus dem Umland Herbeieilende reagierten mit dem Versuch das Zeughaus zu stürmen. Dort stationierte Soldaten eröffneten das Feuer. In den Gefechten kamen 20 Revolutionäre ums Leben, viele weitere wurden verwundet.
Die Bevölkerung der Stadt ließ das Vorgehen der Soldaten nicht unbeantwortet. Bei schweren Ausschreitungen im Stadtraum wurden über 100 Barrikaden gebaut. In den Morgenstunden des 4. Mai 1849 floh Friedrich August II. mit seiner Familie aus Dresden auf die Festung Königstein. Eine provisorische Regierung wurde einberufen. Während einer vereinbarten Waffenruhe sammelten sich zusammengerufene konterrevolutionäre Einheiten und holten zum Gegenschlag aus. Nach intensiven Häuserkämpfen war der Aufstand am 9. Mai niedergeschlagen.
Ihr wollt mehr wissen? Martina Schattkowskys Sammelband Dresdner Maiaufstand und Reichsverfassung 1849. Revolutionäres Nachbeben oder demokratische politische Kultur?, 2000 im Leipziger Universitätsverlag erschienen, rekonstruiert und analysiert die revolutionären Geschehnisse detailliert.
Das 2te Bataillon Iserlohn Königl. Preuss. 16.ten Landwehrregiments seinen in verschiedenen Gefechten zu Baden im Jahre 1849 gefallenen Kameraden.
Letztes Aufbegehren. Iserlohn und die Reichsverfassungskampagne
10. Mai 1849 - 17. Mai 1849
Auf die Forderung, die Reichsverfassung anzunehmen, reagierten viele Teilstaaten mit der Auflösung regionaler Parlamente. In weiten Teilen des Deutschen Bundes brach daraufhin in der Bevölkerung ein Sturm der Entrüstung aus. In Preußen, zu dem Iserlohn als Teil der preußischen Rheinprovinz gehörte, wurde die Preußische Nationalversammlung durch den König gewaltvoll aufgelöst. Schikanen und das Vorgehen gegen Liberale in den preußischen Provinzen stärkten den Rückhalt demokratischer Kräfte in der Bevölkerung. Zur Verteidigung der Paulskirchenverfassung wurde die „Reichsverfassungskampagne“ ausgerufen. Die Ablehnung der Reichsverfassung provozierte auch in Westfalen gewaltsame Proteste.
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Westfälische Landwehrtruppen im Dienste Preußens stellten sich teilweise gegen ihren Dienstherrn und liefen zu den Anhängern der Verfassung über. Sie waren nicht bereit, Protestierende gewaltsam zu bekämpfen. Andere wurden an Brennpunkte der Reichsverfassungskampagne eingesetzt. Das auf dem Bild zu sehende Denkmal wurde für Landwehrtruppen aus Iserlohn errichtet, die in Durlach bei Karlsruhe 1849 im Kampf gegen Anhänger:innen der Verfassung fielen.
Am 10. Mai machten sich 1500 Landwehrsoldaten von Hagen aus auf den Weg ins 20 Kilometer entfernte Iserlohn. Zusammen mit Bewohner:innen aus Iserlohn stürmten sie das Zeughaus, bewaffneten sich und gründeten gemeinsam einen Sicherheitsausschuss, mit dem die Stadt regiert und von Preußen losgelöst werden sollte. Eine frühe Form der Räterepublik entwickelte sich in Iserlohn. Auf Barrikaden schwenkten die Aufständischen die rote Fahne. Die Obrigkeit reagierte mit Warnungen vor dem „Einbruch der Pöbelherrschaft“. Regierungstruppen wurden aus naheliegenden Kasernen wie Wesel zusammengezogen und eroberten am 17. Mai die Stadt zurück. Theodor Fontane schrieb am 17. Mai 1849, dass sich seine "Feder sträubt (...), die Zahl der Opfer anzugeben." Bei Gefechten kamen in Iserlohn über 100 Menschen ums Leben.
Ihr wollt mehr erfahren? Dann hört den Podcast vom Förderverein Lokalfunk Iserlohn mit Walter Wehner auf der Medien-Plattform NRWVision. Einen detaillierten Überblick über den Aufstand und seinen Verlauf verfasste Franz Ludwig Nohl bereits 1949 mit seinem Buch Der Iserlohner Aufstand 1849. Ein Tatsachenbericht, herausgegeben von der Stadt Iserlohn.

Revolutionäre Soldaten in Rastatt
11. Mai 1849 - 23. Juli 1849
Die Festung Rastatt wurde als Bundesfestung seit den frühen 1840er Jahren erbaut und sollte an der Grenze des Deutschen Bundes dessen Territorium vor möglichen französischen Angriffen schützen. Am Ende des Revolutionsjahres 1848/49 liefen hier stationierte Truppen zur Revolution über. Wie im Dresdner Maiaufstand oder beim Iserlohner Aufstand war es der Glaube an die verabschiedete Reichsverfassung und die in der Paulskirche tagende Nationalversammlung, die in Rastatt ein Band zwischen Soldaten, Bürgerwehr und revolutionären Kräften knüpfte.
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Das revolutionäre Aufbegehren in Rastatt war Teil der Auseinandersetzung um die Paulskirchenverfassung, deren Ablehnung zur „Reichsverfassungskampagne“ führte. Am 11. Mai besetzten übergelaufene Soldaten mit Unterstützung bekannter Revolutionäre wie Carl Schurz die Festung. Ihr Aufstand befeuerte ein letztes Mal die revolutionären Bestrebungen im Deutschen Bund. Der Soldatenaufstand entzündete weitere Erhebungen in Baden und in der Pfalz. Mitte Juni trafen die vom Großherzog Leopold angeforderten preußischen Truppen in Baden ein und schlugen die Kräfte der Reichsverfassungskampagne nieder. In Lörrach zum Beispiel endeten die Aufstände am 11. Juli 1849.
Die Kräfteverhältnisse waren auch in Rastatt unausgewogen. Die in der Festung verschanzten 5.500 Soldaten und Freiwilligen standen einemviel größeren regierungstreuen Heer aus preußischen, bayrischen und nassauischen Truppen gegenüber. Vom 30. Juni an wurde Rastatt von diesen Truppen belagert. Der Beschuss der Innenstadt von Rastatt sollte sicherstellen, dass die Bundesfestung nicht beschädigt, aber die Zivilbevölkerung und Verteidiger:innen demoralisiert werden. Es gab Gegenwehr die auf Seite der Konterrevolution zu Verlusten führte. Am 23. Juli gaben die Aufständischen die Festung auf. Mit der Hinrichtung von revoltierenden Soldaten und ihrer Sympatisant:innen war im Oktober 1849 die demokratische Revolution auch im Deutschen Bund beendet.
Ihr wollt mehr erfahren? Dann besucht die Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in Rastatt, die im Residenzschloss (ehemalige Bundesfestung) vor allem die Geschichte des Soldatenaufstandes erzählt. Die Geschichte des Aufstands wird auch in der Podcast-Folge "Die Revolutionärin und (fast) vergessene Pionierin der Frauenbewegung – Mathilde Franziska Anneke von Geschichten aus der Geschichte" erzählt. Einen Überblick über den Aufstand liefert Gunther Hildebrand in seinem Heft Rastatt 1849. Eine Festung der Revolution, bereits 1976 im Deutschen Verlag der Wissenschaften erschienen.
Die Grundrechte des deutschen Volkes. Kolorierte Lithographie, Adolf Schroedter. Frankfurt, 1848.
Die Revolution kommt in die Provinz. Der Prümer Zeughausturm
18. Mai 1849
Wie in der preußischen Region Westfalen, löste auch im Rheinland und an der Mosel die gewaltsame Auflösung der Parlamente Proteste aus. Zusammen mit Aufständen wie in Dresden sind diese Erhebungen als Maiaufstände bekannt und gelten als letztes revolutionäres Aufbegehren im Deutschen Bund. In Prüm, 65 Kilometer nördlich von Trier gelegen, stürmten Bürger:innen am 18. Mai das lokale Zeughaus in Verteidigung der im März in Frankfurt verabschiedeten Grundrechte des deutschen Volkes.
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Die drohende, sich abzeichnende Auflösung der Nationalversammlung, die auch an der Mosel als parlamentarisches Volksorgan anerkannt war, mobilisierte Anhänger:innen demokratischer Ziele. An einer Volksversammlung in Marienburg am 13. Mai 1849 nahmen 5.000 Menschen teil.
100 Aufständische aus den Regionen Wittlich, Trier und Bitburg setzten am 18. Mai 1849 den auf der Volksversammlung in Marienburg getroffenen Beschluss um, das preußische Zeughaus im nahegelegenen Eifelstädtchen Prüm zu stürmen und damit die Anerkennung der Reichsverfassung zu erzwingen. Vor Ort trafen sie auf preußische Wachmänner. Ein Teil von ihnen lief zu den Aufständischen über. Die erbeuteten Waffen wurden über Wittlich zur Mosel geschafft. Schnell brachte das preußische Militär die Lage in Prüm wieder unter Kontrolle. 43 Personen wurden wegen der Erstürmung des Zeughauses angeklagt, einige von ihnen zum Tode verurteilt. Für Friedrich Engels bewies der Prümer Zeughaussturm, dass es sich bei der Revolution um eine Revolution von unten handelte. Es lag den Protesten, so seine Worte, kein gemeinsamer Plan zugrunde. Vielmehr wurden die Aufstände der Reichsverfassungskampagne "durch den revolutionären Instinkt der Bevölkerung hervorgerufen.“
Ihr wollt mehr erfahren? Die Dauerausstellung des Museum Prüm erzählt auch die Geschichte des Prümer Zeughaussturms.
Die gewaltsame Auflösung des Rumpfparlaments durch württembergische Truppen. Illustration aus dem Magazine L'Illustration, Journal Universel 13, Nr. 331, June 30, 1849. Veneranda Biblioteca Ambrosiana, Mailand. Bildrechte: AKG-Images.
Auflösung der Frankfurter Nationalversammlung
30. Mai 1849 - 18. Juni 1849
Am 28. März 1849 beschloss die Nationalversammlung in Frankfurt am Main mit knapper Mehrheit, dem preußischen König die Kaiserkrone anzubieten. Friedrich Wilhelm IV. sollte das Oberhaupt eines vereinigten Deutschlands werden. Eine Delegation von 32 Abgeordneten, die sogenannte „Kaiserdeputation“, unterbreitete dem König dieses Angebot. Am 28. April lehnte Friedrich-Wilhelm sowohl die Krone als auch die vom deutschen Parlament beschlossene Verfassung ab. Preußen verweigerte der Nationalversammlung zunehmend die Legitimation. Damit war das Ende des ersten gesamtdeutschen Parlaments eingeleitet.
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Trotz der preußischen Ablehnung hielt ein Teil der Abgeordneten an der ausgearbeiteten Verfassung fest. Am 4. Mai 1849 forderten Vertreter der Nationalversammlung alle Parlamente, Selbstverwaltungen und Institutionen der Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes dazu auf, sich für die Wahrung der Inhalte der Reichsverfassung einzusetzen. Viele Mitgliedsstaaten boykottierten diese Forderung und zogen die entsandten Abgeordneten aus Frankfurt ab. Es blieb ein „Rumpfparlament“ aus radikaldemokratischen Abgeordneten.
Das weiterhin in Frankfurt tagende geschwächte Parlament entschied am 30. Mai aus Sorge vor einem Angriff preußischer Truppen nach Stuttgart umzuziehen. Dort nahm das Rumpfparlament am 6. Juni erneut seine Arbeit auf, wurde jedoch bereits am 18. Juni aus dem Königreich Württemberg verwiesen. Gewaltsam ging das Militär gegen das verbliebene Rumpfparlament vor. Damit endet die Geschichte des ersten gesamtdeutschen Parlaments, dessen Ziel ein vereinigtes, freiheitliches Deutschland war.
Ihr wollt mehr erfahren? Dann lest den Beitrag „Scheitern eines Traumes“ von Günter Wollstein auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung. Auch der Podcast Eine Stunde History informiert in der Folge „Frankfurter Nationalversammlung 1848. Eine Revolution für die Verfassung“ über den Umzug nach Stuttgart und über die gewaltsame Auflösung der Nationalversammlung.